Spatenstich für Generalsanierung: Im Allersberger Freibad geht’s jetzt richtig los

2022-10-09 22:03:26 By : Ms. Tea zhao

Jetzt wird’s ernst im Allersberger Freibad: Die Generalsanierung der Anlage, die im Kern bis ins Jahr 1966 zurückreicht, ist in dieser Woche offiziell gestartet.

Schwimmmeister Ludger Harbke organisierte eigens noch schnell vier nagelneue Spaten, damit fürs Beweisfoto auch das passende Werkzeug zur Verfügung stand. Bei einem Sechs-Millionen-Euro-Projekt muss das dann schon sein. Jetzt liegt auch der Zeitplan vor, und der ist sportlich: Wenn alles perfekt läuft, könnte das Bad bereits Ende Juni nächsten Jahres für die Besucher öffnen – nachdem es die beiden vergangenen Sommer geschlossen war. Aber Bürgermeister Daniel Horndasch (FW) warnt in Sachen Eröffnungstermin: „Man darf das nicht so verstehen, dass das ein Versprechen ist.“ Die Einhaltung der Bauzeiten durch die Firmen sei auch wetterabhängig – etwa, wie früh es Winter wird und wie streng der ausfällt.

An der Sinnhaftigkeit der Sanierung besteht kein Zweifel. Die Becken sind schon seit Jahrzehnten undicht, die Filtertechnik war zuletzt nicht einmal mehr ansatzweise auf dem Stand der Technik. Seit dem Jahr 2000 war das bekannt, seitdem überlegte man, was man im Allersberger Rathaus, was man tun könnte und ob man sich eventuell komplett vom Freibad verabschieden müsste – so wie das schließlich beim örtlichen Hallenbad geschah. 2017, also schon vor Corona, hatte die Marktgemeinde auf Anweisung des Gesundheitsamts die Besucherzahlen limitieren müssen, weil die Filterleistung fürs Wasser sonst nicht ausreichte. Aber schließlich musste man das Bad komplett schließen. Da war die Entscheidung jedoch längst gefallen, dass die notorisch finanziell klamme Gemeinde die ebenso riesige wie populäre Anlage generalsanieren würde. Möglich war das freilich nur, weil praktisch gleichzeitig auch die Ausweisung des Gewerbegebiets Allersberg West I beschlossen wurde. Daniel Horndasch sagt klipp und klar: „Man wusste genau: Da muss das Geld herkommen. Davon hängt letztlich auch die Finanzierung von solchen Wunschaufgaben wie Freibadsanierung oder Gilardihaus ab.“ Das erste Drittel der Verkaufssumme hat die Marktgemeinde bereits auf dem Konto – erst neulich meldete der Kämmerer ein aktuelles Gesamtguthaben von 10 Millionen Euro. Sechs Millionen plus Steuer sind für das Badprojekt ursprünglich geschätzt worden. Aber Bauamtsleiter Gunther Pfahler weiß jetzt schon, dass es dabei nicht bleiben wird. „Der Baukostenindex war letztes Jahr schon bei 21 Prozent“ – deutschlandweit also stiegen die Baukosten in Jahresfrist um ein Fünftel. „Um wie viel bei uns, das ist die spannende Frage.“ Genauso spannend ist in diesen Zeiten allerdings die Frage, ob man auf die vorgeschriebenen europaweiten Ausschreibungen überhaupt Angebote erhält. Da kann Bürgermeister Horndasch Entwarnung geben: „Nahezu alle Aufträge sind vergeben, jedenfalls die großen und relevanten.“ Und die Bewerbungen lägen auch finanziell „in etwa im Plan – bisher sind wir mit einem blauen Auge davongekommen.“ Als Bauunternehmen kommt erhielt die Mickan Generalbaugesellschaft aus Amberg den Zuschlag. Architekt ist die Krautloher Architekten GmbH aus Vilshofen, die technischen Planungen macht das „Team Haydn Ingenieure“ aus Passau. Das sei auch alles schon von der „Förderebene“ abgesegnet, also vom Bund, der eine Förderung von 1,3 Millionen Euro zugesagt hat aus seinem Förderprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“. Nach dem Grundsatzbeschluss zum Erhalt des Freibads im Jahr 2017 laufen die konkreten Planungen seit 2019, immer in Abstimmung mit dem Staatlichen Hochbauamt in Nürnberg und dem Gesundheitsamt des Landkreises. Den Auftakt macht nun sofort der Bau eines komplett neuen Technikgebäudes – für das nun der symbolische Spatenstich stattfand. Ende Dezember, Anfang Januar, soll dort bereits groß das Richtfest gefeiert werden – für die gesamte Bevölkerung und auch die Fördergeber. Von Ende November bis März soll das bestehende, satte 1750 Quadratmeter große L-förmige Schwimmbecken in drei eigenständige Bereiche aufgeteilt werden und mit Edelstahlwannen ausgebaut werden. „Das Edelstahl hat uns am meisten Sorgen gemacht“, sagt Horndasch – denn zwischenzeitlich gab es da auf dem Weltmarkt große Lieferprobleme. Aber alles klappt, die Lieferung ist gesichert. „Da waren wir gscheid erleichtert.“

Wegen der künftig getrennten Becken wird es in Allersberg auch einfacher werden, das Wasser passgenau aufzuheizen – oder eben auch nicht. Im tiefen Springerbecken, der legendäre Zehn-Meter-Turm bleibt erhalten, wird es kalt sein, im 25-Meter-Schwimmerbecken kann man variieren, im Nichtschwimmerbereich aber soll es, so Schwimmmeister Harbke, kuschelig warm sein, damit die Besucher, ob groß oder klein, den „Wellness-Charakter“ mit Sprudeln, Massagedüsen und einer „Schaukelbucht“ auch wirklich genießen können. Geheizt wird im Wesentlichen mit einer Solar-Absorberheizung, nur in der Übergangsphase soll kurzfristig bei konkretem Bedarf auch Gas eingesetzt werden. In der letzten Marktgemeinderatssitzung wurde das bei einer Gegenstimme auch noch einmal so bestätigt. Das Bad, so betont Schwimmmeister Harbke, wird komplett barrierefrei werden, so dass auch Rollstuhlfahrer sich einfach ins Becken gleiten lassen können. Auch Familienfreundlichkeit soll groß geschrieben werden – etwa mit komfortablen Abtreppungen im Nichtschwimmerbecken und einer Rutsche. Der bestehende Mutter-Kind-Bereich, der momentan schon ziemlich wüst aussieht, wird gleichfalls neu gestaltet, einschließlich des bestehenden Gebäudes. Wobei man vielfach die alte Substanz weiternutzt wie die Ziegelpflastersteine. Dass sich die ganze Mühe lohnt, steht für die allermeisten Allersberger außer Frage: In einer guten Saison kommen bis zu 140000 Besucher ins Bad. Neben den Einheimischen kommen Stammgäste aus dem weiten Umkreis, viele davon aus Nürnberg und auch aus der nahen Oberpfalz. Für die dürfte der Startschuss in Allersberg eine erfreuliche Nachricht sein. Schwimmmeister Harbke allerdings, der schon seit 1994 im Bad Betriebsleiter ist, wird die neue Anlage nach der Fertigstellung wohl nur noch als Privatmann nutzen: „Ich baue ein neues Bad und gehe dann in Rente.“

Der Mutter-Kind-Bereich im Allersberger Freibad gleicht einem Trümmerfeld, denn er wird komplett neu gestaltet. Das schon lange undichte Becken, an dem Schwimmmeister Ludger Harbke (links) steht, wird in drei Becken aufgeteilt. Beim symbolischen Spatenstich von links: Bauamtsleiter Gunther Pfahler, Bürgermeister Daniel Horndasch und Bauamtsmitarbeiter David Just. Fotos: Auer