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2022-09-18 04:50:32 By : Mr. Stone Shi

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Bildbearbeitungen, die fast alles können, nur zu einem deutlich günstigeren Preis als das große Vorbild Photoshop, haben auf dem Mac Konjunktur. Man denke etwa an Affinity Photo , Pixelmator Photoline oder zuletzt Luminar von Macphun . In diese Reihe gehört auch das neue Alive Colors von Akvis , die vor allem für Spezialanwendungen im Fotobereich bekannt sind, wie Akvis Neon oder Nature Art. Diese gibt es regulär als Einzelanwendung (Stand-alone) oder wahlweise als Plug-in für Photoshop und andere kompatible Bildbearbeitungen.

Mit Alive Colors will Akvis zeigen, dass alle eigene Anwendungen auch unter eine gemeinsame Haube passen. Ob man nun Bilder verbessern oder mit Spezialeffekten versehen will, sie in Kunstwerke verwandeln oder professionell mit Ebenen und Graduationskurve arbeitet, alles soll unter der Oberfläche der eigenen Bildbearbeitung geschehen. Und genau an diesem Punkt geht es schon gründlich daneben. Es gibt viele positive Aspekte in Alive Colors, doch die Benutzeroberfläche wirkt  so, als stamme sie aus einer Windows-Version der Neunziger Jahre. Daran ändert auch die Möglichkeit wenig, das triste Grau in ein etwas zeitgemäßeres Schwarz/Anthrazit umzustellen, womit es sich an andere Fotoeditoren anpasst.

Doch Übersichtlichkeit, Benennungen mancher Aktionen und Anwendungsknöpfe (Buttons) sind alles andere als Mac-ähnlich. Mag man sich daran vielleicht noch gewöhnen, bleibt völlig unakzeptabel, dass sich manche Funktionen extern in eigenständigen Programmen öffnen und man dazu die Oberfläche von Alive Colors verlassen muss. Was einem nicht einmal sofort auffällt. Wir haben uns manchmal gefragt, wann startet denn nun die gewünschte Funktion, bis klar wurde, sie öffnet sich in einer anderen Applikation im Hintergrund. Darauf muss man erst einmal kommen. Nur das hüpfende Dock-Icon gibt anfangs einen Hinweis darauf. Also wechselt man umständlich das Programm, bearbeitet sein Bild extern und kehrt nach dem Klick auf “Anwenden” und “Okay” zum Hauptprogramm zurück. Schlecht gelöst, besonders im Vergleich zu anderen Anbietern, die hier sehr elegante und intuitive Benutzeroberflächen entwickelt haben. Die Möglichkeit, das Bild vor und nach der Verarbeitung direkt zu vergleichen, gibt es nur in einigen der externen Filter, nicht aber im Hauptprogramm selbst.

Abgesehen davon findet sich in Alive Colors tatsächlich eine fast überwältigende Palette von Funktionen, Effekten und Filtern. Positiv ist schon, dass einzelne Bilder sich in Tabs öffnen lassen. Auch die Möglichkeit, immer zum Original zurückkehren zu können (also nicht-destruktive Bearbeitung) ist zu begrüßen, wenngleich die Terminologie hier wieder befremdlich wirkt, wenn es im Menü dafür heißt: ”Annullieren – Bildstatus”. Dies ist wie ein schlagender Beweis dafür, dass bei der Gestaltung der Software die Ingenieure offenbar mehr zu sagen hatten als die Layouter und Entwickler für eine intuitive Benutzeroberfläche. Doch bleiben wir beim Positiven. Hierzu gehört ganz klar die fast schon erschlagende Menge von Möglichkeiten, ein Bild zu verbessern, mit allerlei Effekten zu versehen, Wolken, Regen oder Blitze hinzuzufügen, Sonnenstrahlen und andere eher gewohnte Optionen. Dazu Presets, die mitgeliefert werden oder die man aus einer Kombination von Einstellungen und Filtern selbst anlegt, die Stapelverarbeitung und vieles andere mehr, das bei Bedarf keine Pixel mehr unberührt lässt.

Direkt veröffentlichen lassen sich die eigenen Kunstwerke aus dem Menü heraus über beispielsweise Twitter, Google+, Flickr oder auf der Dropbox, seltsamerweise werden Facebook oder andere beliebte soziale Netzwerke hier nicht unterstützt. Für den Export stehen viele Formate zur Verfügung, darunter auch PSD.

Alive Colors steht für den Mac ab OS X 10.9 zur Verfügung, Windows-Versionen laufen ab Windows 7. Neben einer stark reduzierten, dafür kostenlosen Version gibt es Alive Colors Home für 49 Euro oder im Abonnement (monatlich zwei, jährlich 18 Euro) oder die Pro-Version, die immerhin schon mit 160 Euro zu Buche schlägt (alternativ im Abo monatlich fünf, pro Jahr 45 Euro). Ein genauer Vergleich der verschiedenen Lizenzen findet sich hier , in allen Fällen gibt es eine Testversion für zehn Tage. Die Home-Version reicht sicherlich für viele Zwecke aus, aber gerade ihr fehlen die doch recht interessanten Filter für Natur-Effekte, Neon und andere Kunstfilter und Masken. In beiden Fällen wird immerhin CMYK als Farbraum unterstützt. Auch die Bildformate sind überall gleich.

Das Urteil kann nur sehr zwiespältig ausfallen. Die GUI (Benutzeroberfläche) wirkt im Vergleich zu anderen aktuellen Bildbearbeitungen nicht sehr einladend und Fenster zur Bearbeitung, die sich fast unbemerkt im Hintergrund öffnen, gehen gar nicht. Ein wirklich guter Vergleich zwischen vor und nach der Bearbeitung fehlt im Hauptprogramm. Dies führt auch zu einer Uneinheitlichkeit bei der Bedienung, denn bestimmte Effekte sind einfach eigenständige Programme, die auch separat erhältlich sind. Hier wünscht man sich doch eine klare und stringente Lösung für den Einsatz aller Optionen unter einer Haube.

Auf der anderen Seite steht die Vielfalt der Bearbeitungsmöglichkeiten. Preislich liegt die Pro-Version sicherlich an der obersten Grenze, gerade im Vergleich zu anderen sehr guten Angeboten für den Mac. Wir können nur empfehlen, es mit der Testversion zu probieren und unsere hier genannten kritischen und positiven Aspekte dabei selbst zu prüfen.

Thomas Hartmann schreibt News, Hintergrundberichte und Kurztests für Macwelt.de.