Viele Spiele beeindrucken durch ihre grafische Leistung und die daraus resultierende fast fotorealistische Optik, andere hingegen gewinnen Spielerherzen durch einen ikonischen und kreativen Look. Wir sind durch die vielfältigen Areale der Videospiel-Ländereien gestapft und haben für euch einige der schönsten Art Styles in unseren Reisekoffer gepackt. Die folgenden zehn Videospiel-Kracher gehen aus visueller Sicht die Extrameile und beeindrucken durch ihre atemberaubende Schönheit.

Es gibt unzählige Gründe dafür, warum wir uns im Laufe unseres Lebens in das Medium Videospiel verliebt haben. Für viele, besonders für Kinder der frühen Spielejahre waren es Highscores, die geknackt werden wollten. Das Fordern der eigenen Fertigkeiten sowie der Wunsch nach spielerischer Perfektion. Doch wenn ihr mich fragt, dann ist die größte Faszination des Mediums, dass wir kinderleicht per Knopfdruck in fremde und magische Welten abtauchen können. Die leben natürlich von ihren spannenden Geschichten und interessanten Charakteren, aber auch von ihrer visuellen Erscheinung.

Die Optik eines Titels kann, besonders im AAA-Bereich, mit hohen Framerates oder knackig scharfen Texturen überzeugen. Andere Spiele, vor allem Indie-Titel, sind angewiesen auf visuelle Kreativität. Bei der schieren Menge an Games ist es natürlich unmöglich, jede Perle hervorzuheben. Daher muss gesagt sein: die folgenden Spiele sind sicherlich nicht die einzigen ihrer Art, doch jeder der folgenden Titel verdient Applaus für Kreativität und Mut. Zusätzlich lade ich euch alle dazu ein, eure Favoriten in der Kommentarsektion mit uns zu teilen. Vielen Dank und Bühne frei für die folgenden zehn optischen Videospiel-Raketen.

Ich bin mir sicher, das wird niemand bestreiten: Gris ist neben einem guten Indie-Spiel auch eine in Aquarell-Kunst gehüllte Schönheit! Der Adventure-Platformer des spanischen Entwicklers Nomada Studio verzückte (zu Recht!) die Welt bereits beim allerersten Anblick. Und ganz ehrlich, Gris[AMAZONAUTOLINK] ist das beste Mittel, eine Diskussion um Kunst und Videospiele in Millisekunden im Keim zu ersticken - mehrfach angewandt, immer geklappt. Gesteuert wird die gleichnamige Protagonistin Gris, die urplötzlich ihre geliebte Stimme verliert. Als wäre das nicht schlimm genug muss sie auch noch hilflos dabei zusehen, wie ihrer Heimat jegliche Hoffnung und Farbe entzogen wird. Gris lässt sich davon aber nicht unterkriegen und setzt alles daran, ihre Stimme zurückzuerlangen und der grauen Welt zu ihrer bunten und ursprünglichen Form zu verhelfen. Die Spielerfahrung ist zwar durchaus minimalistisch, audiovisuell gibt es aber wenig Titel, die in der selben Liga spielen wie Gris.

Ein Spiel, welches bei dieser Aufzählung keinesfalls fehlen darf, ist das großartige Another World, welches bereits 1991 auf dem Amiga 500 und dem Atari ST das Licht der Welt erblickte. Die Polygon-basierte Grafik macht es - selbst im Jahr 2020 - verdammt schwierig der Versuchung zu widerstehen, mit einem lauten Jubel aus dem nicht enden wollenden Staunen auszubrechen. Umso beeindruckender ist das alles, bedenkt man, dass Another World von einer Person entwickelt wurde. Der Franzose Éric Chahi schuf das Sci-Fi-Adventure innerhalb von zwei Jahren im Alleingang, einzig der Soundtrack wurde extern vom Komponisten Jean-François Freitas beigesteuert. Durch unterschiedliche Werke wie Dragon Ball (unser Test zu Dragon Ball Z: Kakarot), Star Wars und Dune (frische News zum Spiel!) inspiriert, erzählt Chahi die Geschichte des jungen Physikers Lester Knight Chaykin, der durch ein fehlgeschlagenes Experiment auf einem gefährlichen Alien-Planeten landet und dort einen Kampf ums Überleben führt. Das für seine Innovation gefeierte Videospiel hatte großen Einfluss auf die Branche und beeinflusste bekannte Werke wie Ico, Metal Gear Solid und Silent Hill. Ihr habt es nicht gespielt? Schnell nachholen.

Children of Morta, Fez, Eitr, Superbrothers: Sword & Sorcer... es gibt unzählige Pixel-Art-Games, die durch ihre grandiose Optik beeindrucken. Es wäre leicht gewesen, eine Aufzählung rein mit solchen Spielen zu füllen. Besonders in den letzten Jahren hat sich die Stilrichtung einer großen Beliebtheit erfreut. Hyer Light Drifter gehört, wie viele bestimmt schon wild in den Kommentarbereich tippen möchten, zu den Königen der Stilrichtung und sollte in dieser Liste nicht fehlen. Jedoch möchte ich den Fokus lieber auf das zur E3 2017 auf der Microsoft-Bühne präsentierte The Last Night legen. Ob eingefleischter Playstation-Fan oder Nintendo-Jünger seit frühen Kindertagen, jeder war sich nach der Xbox Pressekonferenz 2017 einig: The Last Night sieht aus wie ein in Pixeln gehülltes Videospiel-Träumchen. Die stimmungsvolle Belichtung legt da sogar noch eine Schippe drauf und verwandelt die Wartezeit auf einen offiziellen Release-Termin zu einer schmerzhaften Tortur. Doch irgendwie kann man dem Sci-Fi-Titel nicht böse sein und sollten doch negative Gefühle aufkommen, dann empfehle ich das wiederholte Schauen des E3-Trailers.

Und wenn wir schon dabei sind, dann können wir auch gleich die zweite Xbox-Perle aus unserem imaginären Reisekoffer auspacken: Cuphead. Das Run & Gun gilt nicht nur als eines der wichtigsten Xbox-exklusiven Spiele der aktuellen Generation, es entzückt auch durch einen knallharten Schwierigkeitsgrad und hervorragendes Gameplay. Doch abgesehen davon bietet Cuphead auch einen der spannendsten Art Styles in der gesamten Videospielgeschichte. Das Abenteuer rund um die zwei Brüder Cuphead und Mugman präsentiert nämlich einen Look, der stark an Mickey-Mouse-Cartoons der 30er Jahre erinnert. Die tolle Musik, die abwechslungsreichen Umgebungen und ganz besonders die kreativen Bossfights und ihre visuelle Erscheinung fesseln für einen langen Zeitraum ans Gamepad. Das ist auch sehr gut so, wer den 2017 veröffentlichten Titel nämlich durchspielen möchte, der brauch zwei Dinge: einen eisernen Willen und jede Menge Zeit. Habt ihr beides und seid noch nicht in den Genuss des Titels gekommen, dann bietet sich Cuphead perfekt an. Gern geschehen!

Vermutlich haben viele, die sich mit Videospielen auseinandersetzen irgendwann in ihrer Pixel-Laufbahn Bilder des Shooters Superhot gesehen und sich für ein paar Sekunden verliebt. Das ist auch kein Wunder, Superhot hat nämlich auf der einen Seite einen ikonischen und (verdammt!) attraktiven Art-Style, auf der anderen Seite fügt sich der Look perfekt in die Shooter-Spielerfahrung ein. In den meisten Fällen werden Farben genutzt, um beim Spieler die erforderlichen Emotionen zu schüren. Bei Superhot hingegen nehmen sie eine wichtige Rolle im Spieldesign ein. Wie auch in Mirror's Edge dient nämlich die Warnfarbe Rot als signifikanter Spielinhalt. So ist es für jeden Typ Spieler kinderleicht, sich schnell in Superhot zurechtzufinden. Der Indie-Shooter erschien zwar erst 2016, gilt aber als einer der großen Klassiker des Genres. Neben dem hübschen Stil liegt das auch stark an der neuen Shooter-Formel von Superhot. Der Kniff ist nämlich, dass die Zeit sich nur bewegt, wenn wir es eben so tun - clever! Die sehr kurze Kampagne ist der einzige wirkliche Störfaktor, jedoch hat das auch einen tollen Vorteil: Ihr könnt den Shooter kinderleicht nachholen ohne viel Zeit zu investieren.

Für mich gibt es nur sehr wenige Spielestudios, die ähnlich brillant sind wie der dänische Entwickler Playdead. Das erste Spielmaterial zum grandiosen Puzzle-Plattformer Limbo hat mich damals aus den Socken gehauen. Düster, erdrückend, verstörend und doch zur selben Zeit so faszinierend und wunderschön. Dabei ist die Prämisse des Indie-Titels recht simpel: unser junger Protagonist durchwandert den Limbus, den äußersten Kreis und "Vorraum" der Hölle, auf der Suche nach seiner verschollenen Schwester. Limbo punktet weniger durch seine vielschichtige Geschichte und viel mehr durch den unvergleichlichen Stil, der seinen Ursprung bereits 2004 in ersten Konzeptzeichnungen fand. Arnt Jensen, der heutige Direktor von Playdead, erschuf den Stil inspiriert durch den deutschen Expressionismus und den Film noir. Geschickt eingesetzte Rauschfilter, schöne Partikeleffekte, eine vorteilhafte Kameraführung und die schlichte Farbpräsentation kreieren einen (alb)traumhaft schönen Grafikstil. Wer Limbo erwähnt, der muss natürlich auch Inside, das zweite Spiel des Studios, zur Sprache bringen. Inside ist nämlich in fast jeder Hinsicht eine Weiterentwicklung und findet sich zurecht sehr weit oben im aktuellen Spiele-Olymp. Ohne den Erfolg von Limbo würde es Inside aber vermutlich nicht geben, deshalb fiel die Wahl auf das 2010 veröffentlichte Kunstwerk.

Manifold Garden ist ohne Frage eines der wunderschönsten Videospiele, die ich je gesehen habe. Der 2019 veröffentlichte Titel präsentiert eine mit unvorstellbaren Architekturen gefüllte Spielwelt, die enorm an Werke des holländischen Künstlers M. C. Escher erinnert. Zu Beginn werkelte der in Chicago lebende Entwickler William Chyr noch alleine am Endlos-Puzzler, jedoch wurde das anfängliche Konzept immer komplexer und so wuchs das Team auf insgesamt zwölf Personen. Die ersten Arbeiten an Manifold Garden begann Chyr im November 2012, damals hätte wahrscheinlich nicht mal er geglaubt, dass der Ego-Puzzler satte sieben Jahre Entwicklungszeit verschlingen würde. Zum Vergleich: Das Mammutprojekt Read Dead Redemption 2 befand sich acht Jahre in Entwicklung. Unsere Aufgabe in Manifold Garden ist es, Puzzles zu lösen, in den wunderschönen und abstrusen Weiten voranzukommen und die Schwerkraft neu zu entdecken. Die Welt kennt dabei keine Grenzen. Fallen wir von einer Plattform, so endet unsere Reise nicht mit dem Tod. Wir finden uns nach einer unrealistisch sanften Landung in einem neuen Spielgebiet, dass dem vorherigen in Struktur und Darstellung ähnelt - so, als wäre nie was passiert! Wie viele weitere Spiele in dieser Liste entspringt auch die Faszination von Manifold Garden eher aus dem Pinsel als aus der Feder. Die visuelle Perle ist aber nicht nur ein tolles Spiel, Manifold Garden ist ein Muss für jeden, der eine Vorliebe für die kunstvolle Spiele hat.

Das atmosphärische Tengami des britischen Entwicklers Nyamyam gehört sicherlich zu den unbekannteren Titeln in diesem Special, aber keinesfalls zu den unbedeutenden. Wem bei diesem magischen Anblick nicht das Herz aufgeht, der ist vermutlich innerlich so kalt wie ein Schneeball. Der Stil des 2015 veröffentlichten Point-and-Click-Adventures, ein Mix aus japanischer Origami-Kunst und Aufklapp-Bilderbüchern, geht nur mit viel Aufwand wieder aus dem Köpfchen. Dabei wird alles, was der Atmosphäre schadet auf ein Minimum reduziert. In Kombination mit der verträumten musikalischen Untermalung entsteht ein tiefgreifendes Spielgefühl. Wir reisen durch das alte mit Märchen gefüllte Japan, erforschen verlassene Schreine sowie dunkle Wälder und versuchen alles in unserer Macht stehende zu tun, um einem einsam sterbenden Kirschbaum zu helfen. Auch spielerisch bleibt Tengami seinen visuellen Ideen treu. Wir greifen direkt in die Papier-Welt hinein und falten uns zur Lösung. Zwar konnte Tengami die Spielewelt nicht vollkommen überzeugen, die wunderschönen Landschaften, der hübsche Stil und die tolle Atmosphäre machen Tengami aber zu einem Titel, dem man auf jeden Fall eine Chance geben sollte.

Minecraft, ihr seht richtig! In einer Liste, die sich auf visuell einzigartige und wunderschöne Videospiele bezieht. Doch bevor ihr euch energisch in die Kommentarsektion begebt, lasst mich diese Entscheidung erklären. Auf jedes Spiel, welches in dieser Liste auftaucht, treffen folgende Punkte zu: Erstens, der Titel schmückt sich mit einem sehr kreativen Grafikstil. Check! Zweitens, der Grafikstil passt sich perfekt den Spielmechaniken an. Check! Drittens, es ist kein schwieriges Unterfangen, den Titel aus einem Pool von Games sofort zu erkennen. Check! Zwar schmückt sich Minecraft mit enorm unbeliebten Accessoires wie beispielsweise matschigen Texturen, trotz alledem gelang es dem Sandbox-Titel eindrucksvoll, beinahe die gesamte Welt im Sturm zu erobern. Ein nicht zu unterschätzender Aspekt ist dabei der "Klötzchen-Look", der inzwischen legendär ist. Seit der Erstveröffentlichung 2009 gab es unzählige Nachahmer, zusätzlich gibt es dank der sehr aktiven Community viele Möglichkeiten, die Erscheinung von Minecraft aufzumotzen. Was gibt es schöneres, als vor dem Klötzchen-Eigenheim den Sonnenuntergang in der kantigen Ferne zu bestaunen und dabei erholsamen Klängen und dem ein oder anderen Zombie-Grunzen zu lauschen?

Wenn die Jungs und Mädels des kalifornischen Spielestudios Giant Sparrow ein neues Werk auf die Welt loslassen, dann kann man sich fast sicher sein, dass es sich dabei um eine emotionale Spielerfahrung der Extraklasse handelt. Das zweite Spiel des Studios, What Remains of Edith Finch, hat einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen. Die bittersüße Adventure-Perle brilliert mit einer fantastischen Geschichte, tollem Spieldesign und einer einzigartig melancholischen Atmosphäre. Doch in der Kategorie "Visuelle Schönheit" gibt es einen anderen Pfeil im Giant-Sparrow-Köcher, der den aufgestellten Anforderungen gerechter wird: The Unfinished Swan. In der damals auf der Playstation 3 gestarteten Reise spielen wir den Waisenjungen Monroe, dem von seiner Mutter nur ein Pinsel und ein Gemälde eines unfertigen Schwans hinterlassen wurde. Doch eines Nachts entschlüpft der Schwan und es liegt an Monroe, ihn wieder einzufangen. Zu Spielbeginn befinden wir uns wortwörtlich im Nichts. Wir lauschen zwar dem Zwitschern von Vögeln, wo wir uns befinden ist aber nicht bekannt. Durch in Tinte getränkte Kugeln decken wir Wurf für Wurf unsere Umgebung auf. Der daraus resultierende Stil ist so einzigartig, dass vermutlich jeder Spiele-Enthusiast den Titel aus Tausenden erkennen kann. Über die insgesamt vier Kapitel entwickelt sich nicht nur das Spielprinzip stetig weiter, mit der Zeit gesellen sich auch weitere Farben in der Welt an. Die knapp vierstündige Spielerfahrung ist zwar eine kurze, doch besonders auf visueller Ebene ein faszinierender und einzigartiger Ausflug in die kunstvolle Welt der Videospiele.

Euer liebster Spiele-Style wurde in diesem Special eiskalt ignoriert? Kein Problem! Schreibt uns eure Lieblinge in die Kommentare, teilt eure Meinung zu den genannten Spielen und diskutiert mit uns.